Tränenwegverschluss

Das Tränensystem ist bei Geburt vollständig entwickelt. Ein mangelhafter Abfluss von Tränen durch verlegte Tränenwege ist jedoch häufig. Die Tränen werden normalerweise durch das Tränenpünktchen auf der Lidkante aufgenommen und fließen dann durch die Tränenwege in die Nase ab.

Betroffen sind 6% aller Neugeborenen. Das untere Ende des Tränenabflusswegs (Ductus nasolacrimalis) ist bei ihnen durch eine Membran verlegt (Hasner-Klappe). Dadurch kommt es zum Sekretstau, der dann zu einer Besiedlung mit Staphylokokken, Streptokokken, Pneumokokken, Gonokokken und Escherichia coli führen kann.

Betroffene Kinder leiden von Geburt an, typischerweise nach 2-3 Wochen auffallend, an Tränenträufeln (die Tränen laufen über die Wange = Epiphora) mit Bindehautentzündung (Konjunktivitis). Bei Druck auf den Tränensack entleert sich schleimiges oder eitriges Sekret aus dem Tränenpünktchen.

Zunächst sollte versucht werden durch hydrostatische Massage die Verengung zu überwinden. Dazu müssen die Eltern mehrmals täglich mit dem Zeigefinger vom inneren Augenwinkel beginnend an der Nase entlang abwärts massieren. Wenn keine wesentliche Entzündung vorliegt, ist auch keine Antibiotikabehandlung angezeigt. Häufig verschwinden die Symptome bis zum 6. Lebensmonat von selbst durch spontanes Sich-Öffnen der Hasner-Klappe.

Eine Überdruckspülung und Sondierung der ableitenden Tränenwege ist sinnvoll, wenn bis zum Alter von 6 Monaten keine Besserung erfolgt oder eine stärkere Entzündung (Dakryozystitis) aufgetreten ist. Eine Nachbehandlung, gegebenenfalls auch Vorbehandlung, mit Antibiotika und schleimhautabschwellenden Tropfen ist nur für wenige Tage erforderlich. Selten müssen operative Maßnahmen durchgeführt werden.