Auswärtsschielen (Strabismus divergens, Exotropie)

Die häufigste Forme des Auswärtsschielen ist das intermittierende Außenschielen. Intermittierend heißt, dass nur phasenweise geschielt wird. Das Binokularsehen ist häufig vorhanden. Das Außenschielen tritt vor allem beim Blick in die Ferne, insbesondere bei hellem Licht auf. In der Nähe besteht dagegen regelrechte Binokularität.

Warum und wodurch es zu dieser sinnesphysiologisch interessanten Form des Schielens kommt, ist letztlich nicht bekannt. Wahrscheinlich spielen hier in unseren Genen noch vorhandene archaische Muster eine Rolle, die bei unseren Vorfahren auf der Stufe der Tiere, die das Binokularsehen aus getrennt einäugiger Sehweise entwickelten, natürlicherweise vorkamen.

Die Verteilung zwischen Parallelstands- und Abweichphasen kann sehr unterschiedlich sein. Bei nur seltenem Parallelstand kann sich die Fehldiagnose einer konstant-manifesten Exotropie ergeben. Häufig neigen die Patienten auch dazu, das schielende Auge zuzukneifen. Manchmal besteht „Panoramasehen“, d.h. der Patient hat ein vergrößertes binokulares Gesichtsfeld durch das Außenschielen. Die Entwicklung einer Amblyopie ist wegen der vorhandenen Parallelstandsphasen seltener als beim Innenschielen. Aus dem intermittierenden Schielen kann sich eine konstant-manifeste Exotropie entwickeln. Es treten dann keine Parallelstandsphasen mehr auf.

Weitere Formen des Auswärtsschielen sind:

  • Sekundäres Außenschielen: tritt auf, wenn die Sehschärfe eines Auges infolge einer Erkrankung oder Verletzung stark herabgesetzt ist oder das Auge blind ist.
  • Konsekutives Außenschielen: nach einer vorangegangenen Schieloperation wegen Einwärtsschielen kann sich nachfolgend Außenschielen entwickeln. Bestimmte Operationsmethoden haben eine besonders hohe Rate dieser Komplikation.